Bitwise-Experte sieht das beste Risiko-Ertrags-Verhältnis seit COVID

Was wäre, wenn der Markt sich bei bitcoin massiv irren würde? Für André Dragosch, Forschungsleiter bei Bitwise Europe, ähnelt der aktuelle Kontext seltsamerweise dem von März 2020 während des durch die Pandemie ausgelösten Crashs. In einem angespannten Klima nach dem Halving und angesichts widersprüchlicher makroökonomischer Signale ist er der Meinung, dass bitcoin heute eines der besten Risiko-/Ertragsprofile seit der Gesundheitskrise bietet. Diese Aussage erschüttert Gewissheiten und entfacht die Debatte über das richtige Timing für den Markteintritt erneut.

Die Rückkehr eines Extremszenarios: Wenn der Bitcoin-Markt das Risiko überbewertet

Während Bitcoin eine starke negative Korrelation mit USDT zeigt, sagte André Dragosch, Forschungsleiter bei Bitwise Europe, in einem Beitrag auf X (ehemals Twitter): „Das letzte Mal, dass ich eine solche Risiko-Ertrags-Asymmetrie gesehen habe, war während COVID“.

Er bezieht sich auf den März 2020, als die durch die Pandemie ausgelöste Panik den Bitcoin-Preis von fast 8.000 $ auf unter 5.000 $ fallen ließ, bevor sich der Vermögenswert in den folgenden Monaten stark erholte.

Dragosch sieht heute Parallelen zu jener Zeit und verweist auf ein vergleichbares makroökonomisches Umfeld, das von einer übermäßigen Risikowahrnehmung des Marktes geprägt ist. „Wir stehen vor einem ähnlichen makroökonomischen Umfeld“, betont er und schätzt, dass der Kryptomarkt derzeit eine viel zu pessimistische Sicht auf das globale Wachstum einpreist.

Laut Dragosch erwarten die Marktteilnehmer eine erhebliche wirtschaftliche Verschlechterung, obwohl einige makroökonomische Signale das Gegenteil andeuten. Er stellt fest, dass mehrere negative Faktoren bereits eingepreist sind. Zu diesen Faktoren gehören:

• Der seit 2022 andauernde geldpolitische Straffungszyklus der US Federal Reserve;

• Der Zusammenbruch der FTX-Plattform, der das institutionelle Vertrauen in den Sektor stark erschütterte;

• Die wahrgenommene Abschwächung der Weltwirtschaft, die Dragosch in den Markterwartungen für übertrieben hält.

Er fügt hinzu, dass die verzögerten Effekte der expansiven Geldpolitik nach COVID das globale Wachstum bis 2026 unterstützen könnten, wie es in den Jahren nach der Gesundheitskrise der Fall war. In diesem Zusammenhang sieht Dragosch derzeit eine asymmetrische Chance, die mittelfristigen Investoren zugutekommt.

Zwischen Marktskepsis und alternativen Szenarien

Während Dragoschs Einschätzung auf eine potenzielle Chance hindeutet, wird sie in der Krypto-Community nicht einhellig geteilt.

Der unabhängige Trader Alessio Rastani ist der Ansicht, dass der aktuelle Rückgang von bitcoin nicht zwangsläufig den Beginn eines langanhaltenden Bärenmarktes markiert. Seiner Meinung nach entspricht das beobachtete Muster – ein Hoch gefolgt von einer deutlichen Korrektur – historisch einem wiederkehrenden Muster, das in 75 % der vergangenen Fälle einem starken Rebound vorausging. Diese statistische Betrachtung steht im Gegensatz zu den vorherrschenden Befürchtungen, zumal bitcoin in den letzten 30 Tagen mehr als 17 % verloren hat, am 20. November kurzzeitig unter 90.000 $ fiel und anschließend wieder über diese Schwelle kletterte.

Unterdessen bleibt Tom Lee, Vorsitzender von BitMine, zuversichtlich in die Fähigkeit von bitcoin, sich zu erholen. In einem Vortrag am 27. November erklärte er, dass er erwartet, dass die Kryptowährung bis zum Jahresende 100.000 $ erreicht oder sogar neue Höchststände erzielt.

Diese Perspektive beruht seiner Meinung nach auf einer schrittweisen Normalisierung des geopolitischen Klimas und einer Rückkehr der Liquidität an die Märkte. Solche Erwartungen stehen im Gegensatz zur aktuellen Dynamik, die von einer risikoaversen Stimmung geprägt ist, verstärkt durch die Ankündigung neuer 100 %-Zölle auf chinesische Produkte durch die Trump-Regierung – ein Ereignis, das am 10. Oktober mit einer Liquidation von 19 Milliarden $ am Kryptomarkt zusammenfiel.

In einem weiterhin unvorhersehbaren Markt schwankt bitcoin zwischen Hoffnung auf Erholung und dem Risiko einer anhaltenden Korrektur. Die Analyse von André Dragosch prognostiziert nichts, hebt aber ein zugrunde liegendes Ungleichgewicht hervor. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Wendepunkt einen neuen Bullenzyklus einleitet.