Forbes: Die fünf großen Akte der Krypto-Branche im Jahr 2025

Verfasserin: Becca Bratcher, Forbes

Übersetzung: Saoirse, Foresight News

Originaltitel: Forbes: Die fünf umstrittensten Krypto-Momente des Jahres 2025

Von Milliarden-Dollar-Hacks bis hin zur präsidentiellen Meme-Coin-Emission – das Jahr 2025 ist für die Krypto-Branche ein Jahr voller komplexer Verstrickungen mit Politik und Macht, geprägt von Sorgen und zugleich von aufschlussreichen Momenten. Mit dem Beginn des vierten Quartals 2025 stechen fünf Ereignisse besonders hervor – sie zeigen eindrucksvoll, wie die Kryptoindustrie immer wieder die Grenzen des öffentlichen Vertrauens und der regulatorischen Toleranz austestet.

Bitcoin erreichte 2025 ein neues Allzeithoch, doch die Branche bleibt umstritten. (Bildillustration: Miguel Candela / SOPA Images/LightRocket via Getty Images)

Januar: Trump Meme Coin feiert Premiere

Zu Beginn des Jahres 2025 sorgte eine unerwartete Aktion des designierten US-Präsidenten für Aufsehen.

Nur wenige Stunden vor der Amtseinführung brachte Donald Trump die offizielle Meme Coin TRUMP heraus. Der Token startete zu einem Preis von etwa 1 US-Dollar, stieg zeitweise auf über 70 US-Dollar und fiel dann rapide ab. Kurz darauf veröffentlichte auch First Lady Melania Trump ihren eigenen Token MELANIA, dessen Kursentwicklung der von TRUMP sehr ähnlich war. Aktuell wird der TRUMP-Token zu etwa 7 US-Dollar gehandelt, während MELANIA um 0,13 US-Dollar schwankt.

Diese Token wurden als „feierliche digitale Sammlerstücke“ beworben, lösten jedoch sofort ethische und rechtliche Bedenken aus. Trump, der zuvor Kryptowährungen stets abgelehnt hatte, positionierte sich nun als „Unterstützer“ der Branche – er bemühte sich aktiv um die wachsende Wählerschaft im Kryptosektor und versprach, die USA zum globalen Zentrum für digitale Vermögenswerte zu machen. Gleichzeitig weitete sein Familienunternehmen „World Liberty Financial“ seine Aktivitäten im Kryptobereich aus.

Innerhalb weniger Stunden erreichte die Marktkapitalisierung dieser beiden Meme Coins zusammen fast 11 Milliarden US-Dollar, und eine ursprünglich rein politische Markenaktion entwickelte sich so zum ersten großen Aufreger der Kryptobranche im Jahr 2025.

Februar: Der größte Finanzdiebstahl der Geschichte

Nur einen Monat später wurde das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Sicherheit von Kryptowährungen schwer erschüttert.

Die in Dubai ansässige Kryptobörse Bybit gab bekannt, dass Hacker rund 1,5 Milliarden US-Dollar in ETH aus einer ihrer Offline-Cold-Wallets gestohlen hatten. Diese beispiellose Sicherheitslücke versetzte Investoren in Panik. Das Blockchain-Analyseunternehmen Elliptic bestätigte anschließend, dass es sich um den größten Einzel-Diebstahl in der Geschichte der digitalen und traditionellen Finanzwelt handelt.

Bybit-Börse (Bildillustration: Thomas Fuller / SOPA Images/LightRocket via Getty Images)

Nachfolgende Ermittlungen ergaben, dass das Datenleck mit einer von der nordkoreanischen Regierung unterstützten Hackergruppe in Verbindung steht. Diese Erkenntnis verlieh dem Vorfall, der sonst als „gewöhnliche Börsensicherheitslücke“ hätte eingestuft werden können, eine gravierende geopolitische Dimension.

Mai: US-Präsident belohnt Top-Investoren des TRUMP Meme Coins

Im Mai sorgte eine Nachricht für einen „kleinen, aber bedeutenden“ Anstieg des Handelsvolumens von TRUMP Meme Coin – Präsident Trump kündigte an, nur die größten Inhaber des TRUMP-Tokens zu einem formellen Dinner in seinem privaten Golfclub einzuladen. Dieses „exklusive Pay-to-Play“-Modell verwandelte den Token faktisch in ein „Auktionsinstrument“: Jeder, der genügend Token hält, konnte sich so einen privaten Zugang zum Präsidenten sichern.

Unter den Dinnergästen war auch Tron-Gründer Justin Sun, der zuvor über 18 Millionen US-Dollar in den TRUMP-Token investiert hatte und bereits mit Vorwürfen der US-SEC konfrontiert war (die später ausgesetzt wurden).

Das Ereignis löste doppelte Kontroversen aus: Draußen protestierten Demonstranten, drinnen stand das Dinner unter genauer Beobachtung des US-Kongresses. Obwohl das Weiße Haus betonte, dass Trumps Vermögen in einem „Blind Trust“ verwaltet werde (also durch Dritte, ohne direkten Einfluss des Eigentümers), zeigten Blockchain-Analysen, dass mit Trump verbundene Einheiten etwa 80 % des verbleibenden Token-Angebots kontrollieren und bereits über 320 Millionen US-Dollar an Gebühren durch Token-Transaktionen verdient hatten.

Die US-Abgeordneten Adam Smith und Sean Casten initiierten gemeinsam mit 35 weiteren demokratischen Kongressmitgliedern einen Brief an das Justizministerium mit der Forderung, Trumps Verhalten zu untersuchen: Ob das Angebot eines „Dinners mit dem Präsidenten“ für Top-Investoren des TRUMP-Tokens als Bestechung oder als Verstoß gegen die „Emoluments Clause“ der US-Verfassung (die Bundesbeamten die Annahme nicht genehmigter Zahlungen von ausländischen Regierungen oder Einzelpersonen untersagt) zu werten sei.

In dem Schreiben heißt es, dieses Ereignis „öffnet ausländischen Mächten Tür und Tor, um Einfluss auf die US-Politik zu nehmen, könnte Korruption darstellen und gegen die Emoluments Clause verstoßen. Dies ist nur das jüngste Beispiel dafür, wie Präsident Trump ethische Standards missachtet, Interessenkonflikte verschärft und seine Macht zum eigenen Vorteil nutzt.“

Oktober: Das „10.11“-Ereignis

Im Oktober entdeckten Blockchain-Analysten, dass ein anonymer Trader wenige Minuten vor Präsident Trumps Ankündigung neuer Zölle gegen China plötzlich Bitcoin und Ethereum leerverkaufte. Trumps Zollankündigung löste daraufhin den größten „Liquidations-Cascade“ der Krypto-Geschichte aus (d.h. zahlreiche gehebelte Positionen wurden durch den Preissturz zwangsliquidiert, was den Preisverfall weiter beschleunigte).

Berichten zufolge erzielte der anonyme Trader vor der Stabilisierung des Marktes einen Gewinn von 160 Millionen US-Dollar. Beobachter wie das Analyseinstitut „The Kobeissi Letter“ stellten öffentlich die Frage: „Wusste jemand vorab von den Zöllen?“

Bisher gibt es keine direkten Beweise für „Insiderinformationen“, doch das Ereignis schürte erneut die Sorge der Öffentlichkeit: Informationsasymmetrien und politischer Einfluss könnten den digitalen Vermögensmarkt weit stärker beeinflussen als bisher angenommen.

Oktober: Eine „lukrative“ Begnadigung

Nur wenige Wochen später folgte die nächste Kontroverse: Präsident Trump begnadigte Binance-Gründer Changpeng Zhao.

Changpeng Zhao hatte 2023 ein Schuldbekenntnis wegen „Verstoßes gegen Anti-Geldwäsche-Gesetze“ abgelegt und eine viermonatige Haftstrafe verbüßt; die Börse Binance selbst zahlte über 4 Milliarden US-Dollar an Strafen.

Am 30. April 2024 verlässt der ehemalige Binance-CEO Changpeng Zhao das Bundesgericht in Seattle, Washington, USA. Der Gründer und ehemalige CEO der weltweit größten Kryptobörse Binance wurde nach seinem Schuldbekenntnis wegen Verstoßes gegen Anti-Geldwäsche-Gesetze zu vier Monaten Haft verurteilt. (Bild: Jason Redmond / AFP via Getty Images)

Die Begnadigung beseitigte nicht nur Zhaos Vorstrafen, sondern ebnete ihm auch den Weg für eine Rückkehr in die Kryptoindustrie. Das Weiße Haus erklärte, dies sei ein Schritt zur Korrektur der „Überregulierung unter der Biden-Regierung“.

Doch ein Bericht der BBC verschärfte die Kontroverse: Unternehmen von Changpeng Zhao hatten zuvor mit Firmen zusammengearbeitet, die mit Krypto-Projekten der Trump-Familie in Verbindung stehen. Diese Verbindung schürte in der Öffentlichkeit erhebliche Zweifel an einem möglichen Interessenkonflikt hinter der Begnadigung.

Objektiv betrachtet festigt die Begnadigung die „Allianz“ zwischen der aktuellen US-Regierung und der Digital-Asset-Branche und wirft zugleich die Frage auf: Inwieweit beeinflusst politische Macht regulatorische Entscheidungen?

Fazit: Ein weiteres „normales Jahr“ für die Kryptobranche

Diese fünf Ereignisse machten 2025 erneut zu einem „Headline-Jahr“ für die Kryptoindustrie. Trotz anhaltender Kontroversen war dieses Jahr im historischen Vergleich keineswegs die „schlimmste Zeit“ der Branche.

Der Meme-Coin-Start im Januar verwischte die Grenzen zwischen „Hype“ und „Governance“; der Bybit-Hack im Februar zeigte, dass selbst die vertrauenswürdigsten Systeme Schwachstellen aufweisen; das Dinner im Mai verwandelte „Token-Besitz“ in „politischen Zugang“; der Handelsskandal im Oktober offenbarte, wie sehr „Spekulation“ und „Timing“ den Markt beeinflussen; und die präsidentielle Begnadigung im selben Monat machte 2025 zu einem Jahr, in dem die „Grenzen von Legitimität und Ethik“ in der Kryptobranche immer wieder herausgefordert wurden.

Jedes Jahr bringt im Kryptobereich neue Innovationen, Herausforderungen, Durchbrüche und Kontroversen mit sich – und 2025 bildet da keine Ausnahme.