Der weltweit größte Vermögensverwalter BlackRock positioniert sich immer stärker als Vorreiter in der Verschmelzung von traditionellem Finanzwesen und digitalen Vermögenswerten.
Mit der Neuausrichtung des BlackRock Select Treasury Based Liquidity Fund (BSTBL) verfolgt das Unternehmen das Ziel, führender Verwahrer für Stablecoin-Reserven zu werden. Der überarbeitete Fonds soll es künftig Emittenten wie Circle ermöglichen, ihre Reserven konform mit der neuen US-Regulierung sicher in Staatsanleihen und Repo-Geschäften zu parken. Das Angebot richtet sich vorrangig an institutionelle Investoren, die auf Liquidität und regulatorische Sicherheit setzen.
Der Umbau des Fonds fällt nicht zufällig mit dem Inkrafttreten des GENIUS Act zusammen. Dieses neue Gesetz definiert erstmals bundeseinheitliche Regeln für Stablecoins und verpflichtet Emittenten zu einer vollständigen 1:1-Deckung mit sicheren Vermögenswerten wie Bargeld oder kurzfristigen US-Staatsanleihen sowie zu monatlichen, unabhängigen Prüfungen. Für BlackRock eine ideale Gelegenheit, sich als regulatorisch abgesicherter Partner für die wachsende Stablecoin-Branche zu etablieren.
Brücke zwischen On-Chain-Finanzwelt und Wall Street
BlackRocks Ambitionen im Kryptosektor sind keineswegs neu. Mit dem BlackRock USD Institutional Digital Liquidity Fund (BUIDL) betreibt der Konzern bereits den größten tokenisierten Geldmarktfonds weltweit, vollständig auf der Ethereum-Blockchain. Der Fonds erlaubt Echtzeit-Abrechnungen und tägliche Liquidität in tokenisierter Form. Die Erweiterung auf Stablecoin-Reserven ist also eine logische Fortsetzung einer langfristigen Digitalstrategie.
Laut Jon Steel, Head of Product and Platform bei BlackRock, gehe es um den Aufbau robuster Infrastruktur. BSTBL sei als Rückgrat einer kommenden Stablecoin-Wirtschaft konzipiert.
Die Aufwertung umfasst unter anderem verlängerte Handelszeiten bis 17 Uhr ET, strengere Bewertungsstandards und eine Gebührenstruktur, die institutionellen Anforderungen gerecht wird. Damit schafft BlackRock eine Plattform, die weit über den USDC hinaus auch andere Emittenten wie Tether oder neue Projekte im regulatorischen Rahmen ansprechen dürfte.
Tokenisierung als Wachstumstreiber
Der Zeitpunkt könnte kaum günstiger sein. Die Stablecoin-Marktgröße beläuft sich mittlerweile auf über 313 Milliarden US-Dollar. Davon sind bereits mehr als 120 Milliarden US-Dollar in US-Staatsanleihen investiert. Viele Krypto-Prognosen sagen voraus, dass das Volumen der ausgegebenen Stablecoins bis 2028 auf bis zu 2 Billionen US-Dollar steigen könnte. Parallel dazu verzeichnen auch tokenisierte Fonds und digitale Abwicklungsformen auf der Blockchain eine rapide Verbreitung.
Ein weiteres Beispiel liefert die jüngst angekündigte Kooperation zwischen Anchorage Digital Bank und Ethena Labs: Gemeinsam haben sie mit USDtb den ersten Stablecoin vorgestellt, der vollständig den GENIUS-Standards entspricht. Der Trend zur Tokenisierung aller Vermögensklassen wird zur neuen Normalität. TD Cowen beziffert das potenzielle onchain-Kapital bis Ende des Jahrzehnts auf über 100 Billionen US-Dollar. Die Nachfrage nach regulierten, liquiden Produkten wächst entsprechend.
Machtverschiebung in der Finanzwelt
Mit seinem neuesten Schritt untermauert BlackRock seinen Anspruch, aktiver Gestalter der digitalen Finanzordnung zu sein. Die Rolle als Stablecoin-Verwahrer bringt das Unternehmen in eine Schlüsselposition.
Der BSTBL-Fonds könnte sich dabei als Standardwerkzeug etablieren, das den Übergang zu vollständig tokenisierten Reservehaltungen definiert.
