Uniswap startet L2 (Unichain) – Was bedeutet das für Ethereum?

„Unichain wird die bereits auf L2 erreichten Geschwindigkeits- und Kosteneinsparungen bieten, einen besseren Zugang zu Liquidität über verschiedene Chains hinweg ermöglichen und dabei noch dezentraler sein.“

Verfasst von: Ebunker

Es ist allgemein bekannt, dass das Aufkommen von L2-Lösungen es kleineren, unabhängigen Blockchains ermöglicht hat, von der tiefen Liquidität auf der Ethereum-Chain zu profitieren. Für DeFi bieten L2 zudem Möglichkeiten, das Nutzererlebnis zu optimieren – genau auf diese Richtung setzt aktuell die volumenstärkste DEX Uniswap.

Uniswap bringt eine native L2 heraus

Am 10. Oktober gab Uniswap Pläne bekannt, eine L2-Lösung auf Ethereum zu entwickeln. Diese Lösung, die auf dem OP Stack von Optimism aufbaut und Unichain heißt, soll die aktuellen Einschränkungen von DeFi – Kosten, Geschwindigkeit und Interoperabilität – adressieren und durch schnellere, günstigere Transaktionen sowie bessere Cross-Chain-Liquidität neue Märkte und Anwendungsfälle erschließen.

Hayden Adams, CEO von Uniswap Labs, meint: „Nach Jahren der Entwicklung und Skalierung von DeFi-Produkten haben wir erkannt, wo Blockchains verbessert werden müssen und welche Voraussetzungen für die Weiterentwicklung der Ethereum-Roadmap notwendig sind. Unichain wird die bereits auf L2 erreichten Geschwindigkeits- und Kosteneinsparungen bieten, einen besseren Zugang zu Liquidität über verschiedene Chains hinweg ermöglichen und dabei noch dezentraler sein.“

Eigenschaften und Vorteile von Unichain

Unter den zahlreichen L2-Lösungen versucht Unichain, in den drei Schlüsselbereichen Kosten, Geschwindigkeit und Interoperabilität wettbewerbsfähiger zu werden.

Laut offiziellen Angaben werden die Transaktionskosten nach dem Start von Unichain um 95 % günstiger sein als auf Ethereum, und die Kosten werden im Laufe der Zeit weiter sinken. Günstige Transaktionskosten sind für Ethereum-L2 zwar nichts Neues, doch Uniswap behauptet, diese niedrigen Kosten bei gleichzeitiger Wahrung der Dezentralisierung zu erreichen – etwas, das die meisten anderen L2 bislang nicht geschafft haben.

Uniswap erklärt, dieses Ziel durch ein bald erscheinendes dezentrales Validierungsnetzwerk zu erreichen, das es Full Nodes ermöglicht, durch das Staking von UNI bei der Blockvalidierung zu helfen. Dies trägt zur weiteren Dezentralisierung der Blockchain bei. UNI-Staker fungieren als zweite Sicherheitsebene auf der Unichain-Plattform und stärken so die Netzwerksicherheit, wodurch das Netzwerk weniger anfällig für Angriffe und Manipulationen wird. Die Aufnahme neuer Validatoren erhöht zudem die Resilienz des Netzwerks und stellt sicher, dass es auch bei steigender Transaktionsnachfrage ohne Sicherheitsverlust skalieren kann.

Gleichzeitig wird Unichain den Nutzern nahezu sofortige Transaktionen bieten, mit einer Blockzeit von 1 Sekunde, die schließlich auf 0,2–0,25 Sekunden verkürzt werden soll. Zum Vergleich: Die Blockzeit von Ethereum beträgt 12 Sekunden, bei den meisten L2 liegt sie bei 2 Sekunden. Diese Geschwindigkeit verbessert nicht nur das Nutzererlebnis, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle für die Markteffizienz.

Die kürzere Blockzeit von Unichain wird den durch MEV verursachten Wertverlust verringern (MEV ist eine Angriffsform, bei der Blockersteller durch Front-Running von normalen Nutzern profitieren). Durch die schnellen Transaktionszeiten auf Unichain verringern sich die Möglichkeiten für Arbitrage und MEV, sodass Nutzer einen besseren Wert aus ihren Transaktionen ziehen können.

Darüber hinaus verkürzt Unichain die Transaktionszeiten erheblich, indem es einen Block Builder nutzt, der in Zusammenarbeit mit dem Ethereum-Entwicklerteam Flashbots entwickelt wurde. Das Kernstück des Block Builders ist eine Trusted Execution Environment (TEE), die die Transparenz und Geschwindigkeit der Transaktionsreihenfolge erhöht und Transaktionsfehler verhindert.

Unichain verspricht, durch die Nutzung der nativen Interoperabilität von Optimism ein nahtloses Cross-Chain-Swap-Erlebnis für Transaktionen im Superchain-Netzwerk (dem Multi-Chain-Netzwerk von Optimistic Rollups) zu bieten. Dies ist für die Zukunft von DeFi entscheidend, da Nutzer und Protokolle zunehmend einen reibungslosen und bequemen Zugang zu verschiedenen Blockchains verlangen. Aktuell gehören zum L2-Ökosystem von Optimistic Rollup unter anderem das Optimism Mainnet, Base, Blast und Celo – alles potenzielle Kandidaten für nahtlose Interoperabilität in der Zukunft.

Für Chains außerhalb der Superchain arbeitet Unichain daran, die Kommunikation zwischen verschiedenen Blockchains zu verbessern. Durch Initiativen wie ERC-7683 – einen von Uniswap und Across entwickelten Standard für die Ausführung von Cross-Chain-Transaktionen – soll der Cross-Chain-Handel gestärkt werden, mit dem Ziel, Transaktionen zwischen beliebigen Chains zu vereinfachen.

Unichain setzt auf ein modulares Design, was bedeutet, dass neue Funktionen hinzugefügt werden können, um die Dezentralisierung und Benutzerfreundlichkeit weiter zu erhöhen. Zudem ist Unichain Open Source, sodass auch andere Chains die Technologie übernehmen und nutzen können. Uniswap Labs wird weiterhin zur Skalierung von Ethereum beitragen, um das DeFi-Erlebnis für alle zu verbessern.

Wie sieht Vitalik Unichain?

Derzeit hat Vitalik keine Stellungnahme zu Unichain abgegeben, doch viele Community-Mitglieder sind neugierig, wie Ethereum-Mitbegründer Vitalik Buterin die Einführung von Unichain bewertet. Einige haben auf X nach Hinweisen gesucht und schließlich einen alten Post von Vitalik aus dem September 2022 gefunden, in dem er einige Gedanken zu Uniswap äußerte.

Vitalik meinte, Uniswaps Wertversprechen liege in der Bequemlichkeit des Handels, weshalb es keinen Sinn mache, ein Rollup auf einer DEX zu deployen. Er sagte auch, dass Uniswap sich besser entwickeln könne, wenn es auf jedem Rollup deployed würde.

Natürlich spiegeln diese Aussagen nur einige von Vitaliks früheren Überlegungen wider. Nach seinen Kommentaren zu L2 im letzten Monat sieht er niedrige Transaktionsgebühren auf L2 als wichtigen Meilenstein für das gesamte Ethereum-Ökosystem, da damit eine der größten Herausforderungen für die Mainstream-Adoption gelöst wird.

Tatsächlich expandiert Uniswap seit seiner Einführung kontinuierlich und ist auf mehreren Protokollen vertreten, darunter Ethereum, Base und Binance Smart Chain. Letztlich hat man sich aber entschieden, eine eigene native L2 – Unichain – zu starten. Bemerkenswert ist, dass die Einführung von Ethereum-L2-Lösungen inzwischen ein gängiges Phänomen im Kryptobereich ist. Die meisten dieser Projekte konzentrieren sich darauf, die Skalierbarkeitsprobleme von Ethereum zu lösen.

Laut Daten von L2Beat gibt es derzeit 105 L2-Protokolle, die versuchen, die Skalierbarkeitsprobleme von Ethereum zu adressieren. Unter diesen L2-Protokollen führen Arbitrum, Base und das OP Mainnet von Optimism das TVL-Ranking an – mit 13 Milliarden USD, 7,2 Milliarden USD und 5,8 Milliarden USD.

Gleichzeitig sucht Vitalik nach weiteren Möglichkeiten, die Funktionalität von Ethereum zu verbessern. Kürzlich hat er auch seine neue Vision für das Ökosystem geteilt, deren Kern die Stärkung der „Alignment“ (Ausrichtung) von Ethereum ist. [Anmerkung: Alignment umfasst in der Regel Wertalignment (z. B. Open Source, Minimierung von Zentralisierung, Unterstützung öffentlicher Güter), technische Alignment (z. B. Zusammenarbeit mit Ökosystem-Standards) und wirtschaftliche Alignment (z. B. Verwendung von ETH als Token, wo möglich).]

Im Ethereum-Ökosystem ist das Gleichgewicht eine der größten Governance-Herausforderungen und bedeutet die Integration von Dezentralisierung und Zusammenarbeit. Die Stärke dieses Ökosystems liegt darin, dass eine Vielzahl von Einzelpersonen und Organisationen (Client-Teams, Forscher, L2-Teams, Anwendungsentwickler, lokale Community-Gruppen) jeweils an ihrer eigenen Vision davon arbeiten, was Ethereum werden könnte. Die Hauptaufgabe besteht darin, sicherzustellen, dass alle Projekte gemeinsam ein Ethereum-Ökosystem aufbauen – und nicht 138 inkompatible Territorien.

Wie beeinflusst Unichain Ethereum?

Da Uniswap die höchsten Einnahmen für Ethereum generiert und eine der größten Nutzergruppen auf der Ethereum L1-Chain stellt, glauben einige Kommentatoren aus der Krypto-Community, dass die Einführung einer nativen L2-Chain durch Uniswap Auswirkungen auf das Ethereum-Mainnet haben könnte. Sobald Uniswap auf die eigene Chain wechselt, kann es sowohl die Transaktionsgebühren als auch die MEV-Einnahmen abschöpfen. Auch wenn der genaue Anteil des Geschäfts, der von Ethereum auf die neue Blockchain wechselt, noch abzuwarten bleibt, sind diese beiden Einnahmequellen auf jeden Fall beträchtlich.

Dies könnte jedoch zu einem Rückgang der Netzwerkaktivität auf Ethereum L1 führen, was wiederum die Geschwindigkeit der ETH-Burns beeinflusst. Wenn immer mehr Protokolle von Ethereum L1 weg migrieren, könnte dies das Narrativ von ETH als „ultrasound money“ (seit Aktivierung von EIP-1559 ein tendenziell deflationärer Vermögenswert) weiter schwächen.

Katalysatoren für das Wachstum von Ethereum: Innovation, Nutzer, Big Tech, dApps

Obwohl die Einführung von Unichain Zweifel am Ethereum-Narrativ aufkommen lässt, betonen Community-Unterstützer, dass Ethereum weiterhin starke Katalysatoren besitzt und als Technologie und Ökosystem mit der Zeit nur wachsen wird.

Erstens bringt der Aufstieg von Restaking-Infrastrukturen wie Eigenlayer zahlreiche Innovationen für die Ethereum-Technologie: Data Availability Layer, On-Chain-Orakel, Trustless Bridges und mehr. Die nächste Generation von L2-Lösungen wird Ethereums Durchsatz auf über 100.000 TPS steigern und eine nahtlose Interoperabilität mit konkurrierenden Ökosystemen außerhalb der EVM ermöglichen.

Zweitens wird das Engagement führender Vermögensverwalter (Blackrock) und Web2-Tech-Giganten (Sony, Samsung), die Ethereum-Lösungen nutzen, mit der Zeit weiter zunehmen.

Schließlich bringen L2 tatsächlich kontinuierlich Retail-Kunden zu Ethereum, insbesondere bei niedrigeren On-Chain-Transaktionsgebühren. Das gilt auch für Mainstream-dApps wie Polymarket oder Farcaster, die endlich Product-Market-Fit gefunden haben und reale Bedürfnisse von Internetnutzern erfüllen.

Fazit

Auch wenn die Einführung von Unichain die Gebühren auf Ethereum L1 beeinflussen und einige Grundfunktionen von Ethereum herausfordern könnte, könnte die Umleitung von Gebühren und Netzwerkaktivitäten durch Uniswap einen breiteren Migrations-Trend auslösen, das Wettbewerbsumfeld im Kryptomarkt neu gestalten und Ethereum sowie andere Blockchains zu Innovationen und zur Wahrung ihrer Wettbewerbsfähigkeit anregen.

Gleichzeitig wird Unichain als volumenstärkste dezentrale Börse durch die Optimierung von Transaktionsgeschwindigkeit, Kostensenkung und Verbesserung des Nutzererlebnisses das DeFi- und Ethereum-Ökosystem erweitern, die Nutzerbeteiligung im DeFi erhöhen und die breite Akzeptanz fördern – wovon mehrere Blockchains, einschließlich Ethereum, profitieren werden.

Im Kern stehen Unichain und andere L2 nicht in direkter Konkurrenz zu Ethereum, sondern schaffen gemeinsam Szenarien, die für eine breite Akzeptanz geeignet sind, und erschließen Ethereums wahre Wachstumstreiber: technologische Innovation, Nutzerwachstum, breite Beteiligung von Tech-Giganten und den Durchbruch von Dapp-Anwendungen.