Kryptowährungen treten in die „Jugendphase“ ein – wie wird sich Ethereum in Zukunft entwickeln?

Kryptowährungen sind in ihre „Teenagerjahre“ eingetreten, doch die Entwicklung der Benutzerfreundlichkeit verläuft weiterhin schleppend. Dies liegt größtenteils an den bislang hohen Transaktionsgebühren und umständlichen Benutzeroberflächen.

Autor: Ebunker

Kryptowährungen treten in die „Teenagerjahre“ ein

Kürzlich hielt Ethereum-Mitbegründer Vitalik Buterin auf der TOKEN2049-Konferenz eine Rede, in der er Themen wie die Benutzerfreundlichkeit von Kryptowährungen, deren Einsatz als Zahlungsmittel und die Sicherheit des gesamten Ökosystems diskutierte. Er ist der Ansicht, dass sich Kryptowährungen nicht mehr in der Anfangsphase befinden, ihre Benutzerfreundlichkeit jedoch noch in einem frühen Stadium ist und die tatsächliche Nutzbarkeit zunimmt. Kryptowährungen sind in ihre „Teenagerjahre“ eingetreten, doch die Entwicklung der Benutzerfreundlichkeit verläuft weiterhin schleppend. Dies liegt größtenteils an den bislang hohen Transaktionsgebühren und umständlichen Benutzeroberflächen.

Der Erfolg von Ethereum L2 und seine niedrigen Gebühren

Vitalik erklärte, dass während früherer Netzwerkauslastungsspitzen die Ethereum-Gasgebühren auf über 200 US-Dollar anstiegen. In der Vergangenheit war er gezwungen, zum Schutz der Privatsphäre einer Transaktion mehr als 800 US-Dollar für eine einzelne Transaktion zu zahlen, doch diese Zeiten sind dank der Entwicklung von Ethereum L2 vorbei. L2 verlagert einen Teil der Transaktionen von der Mainchain auf Layer-2-Blockchains und ist entscheidend für die Senkung der Kosten im Ethereum-Mainnet sowie für die Verbesserung der Skalierbarkeit.

In letzter Zeit gab es Stimmen in der Branche, die behaupteten, die Entwicklung von Ethereum L2 würde Ethereum L1 schwächen. Laut Vitalik ist die niedrige Transaktionsgebühr von L2 jedoch ein bedeutender Meilenstein für das gesamte Ethereum-Ökosystem, da sie eine der größten Herausforderungen für die Massenadoption löst. Der Grund, warum Ökosysteme wie Optimism und Arbitrum florieren, liegt darin, dass sie die Gebühren erfolgreich auf unter 0,1 US-Dollar gesenkt haben. Darüber hinaus haben auch Rollups diesen Meilenstein erreicht, wodurch Transaktionen sicherer und für Nutzer erschwinglich geworden sind.

Den Mainstream-Bedarf erfüllen und gleichzeitig Dezentralisierung bewahren

Neben den Transaktionskosten sprach Vitalik auch über die Erfolge von Ethereum in Bezug auf die „Zeit“ von Transaktionen. Nach dem Ethereum Merge und dem Übergang zum Proof-of-Stake (PoS) wurde die durchschnittliche Wartezeit auf den nächsten Block halbiert, sodass die Wartezeit für Transaktionen auf 5 bis 15 Sekunden gesunken ist. Auf Ethereum L2-Netzwerken liegt die Transaktionszeit sogar bei etwa 1 Sekunde.

Vitalik erwähnte außerdem eine weitere allgemeine Herausforderung der Kryptoindustrie: den Bedarf zu erfüllen und gleichzeitig die Dezentralisierung zu bewahren.

Bemerkenswert ist, dass Vitalik kürzlich auf X einen Beitrag veröffentlichte, in dem er sich eine stärkere Dezentralisierung von Ethereum L2 wünscht. Seiner Meinung nach sollten L2 in der Praxis die Sicherheit des zugrunde liegenden L1 übernehmen. Das aktuelle Problem ist, dass Ethereum L1 zwar dezentralisiert ist, die darauf basierenden L2 jedoch nicht zwangsläufig dezentralisiert sind. Tatsächlich ist es für L2 schwierig, das gleiche Maß an Dezentralisierung wie L1 zu erreichen. Ein Beispiel ist die Base-Chain von Coinbase, die sich ebenfalls als Ethereum L2 präsentiert.

Vitalik erklärte, dass er ab 2025 öffentlich nur noch L2-Netzwerke anerkennen werde, die bei der Dezentralisierung mindestens Stage 1 oder höher erreicht haben. In dieser Phase muss das L2-Netzwerk einen Konsens von 75% des Rats erreichen, um das Beweissystem zu kippen, und mindestens 26% der Ratsmitglieder müssen unabhängig vom Rollup-Team sein. Er hält diese Anforderungen für angemessen und für die Sicherheit des Netzwerks notwendig. Zudem nähern sich auch andere auf Zero-Knowledge-Technologie fokussierte L2 der Stage 1.

Die „User Experience Revolution“ von Ethereum und künftige Entwicklungen

Vitalik betonte zudem die Fortschritte bei der Account-Abstraction-Technologie sowie die „User Experience Revolution“. Der Mainstream hat derzeit noch Gründe, keine Krypto-Assets zu nutzen, etwa die „Ineffizienz von Kryptowährungen“, doch dies liegt nicht an technischen Beschränkungen. Die Blockchain verleiht dem Internet bereits Macht und fungiert als „digitaler Beton“ (die Blockchain kann eine digitale Härte schaffen, die dauerhafte und widerstandsfähige digitale Strukturen ermöglicht, ähnlich wie Beton harte physische Strukturen schafft).

Tatsächlich können Nutzer heute ein einfaches echtes Konto (Smart-Contract-Wallet) erstellen, von dem aus sie nur dann Transaktionen senden können, wenn sie einen Nachweis erbringen, dass sie eine bestimmte E-Mail-Adresse kontrollieren. Damit lässt sich die Social-Recovery-Funktionalität von Web2 im Grunde in die Web3-Welt übertragen.

Vitalik erwähnte außerdem, dass die Sicherheit von Wallets verbessert werden müsse, insbesondere um sie vor Angriffen zentralisierter Akteure zu schützen. Er kommentierte die extrem selbstverwalteten Wallets (mnemonic cold wallets) und die traditionellen, auf vertrauenswürdige Dritte (CEX) angewiesenen Optionen und stellte fest, dass beide Ansätze inhärente Schwächen aufweisen.

Im Vergleich dazu hält er Multisignatur-Smart-Wallets für eine ausgewogenere Lösung. Indem mehrere private Schlüssel für die Autorisierung von Transaktionen erforderlich sind, bieten Multisig-Wallets einen verbesserten Schutz für Nutzervermögen und bewahren gleichzeitig ein hohes Maß an Privatsphäre. (Anmerkung: Multisignatur-Sicherheit bedeutet, dass der Nutzer mehrere Schlüssel besitzt, z. B. 6 Schlüssel, und für eine Transaktion 4 benötigt werden. Es können sogar benutzerdefinierte Regeln festgelegt werden, sodass für kleine Transaktionen nur 1 Schlüssel erforderlich ist).

Darüber hinaus sprach Vitalik über technische Verbesserungen, die derzeit im Ethereum-Mainnet umgesetzt werden, wie die Stärkung der Dezentralisierung, die Verkürzung der Bestätigungszeiten und die Verbesserung der Skalierbarkeit. Diese Fortschritte werden eine Schlüsselrolle für den zukünftigen Erfolg von Ethereum spielen.

Seiner Prognose zufolge wird sich das Ethereum-Ökosystem künftig in Richtung sozialer Netzwerke, Zahlungssysteme, privater Mining-Pools, Zero-Knowledge- und Human-Proof-Technologien entwickeln und dabei sowohl Dezentralisierung als auch Praxistauglichkeit vereinen.

Wir dürfen gespannt sein, wie dieses „adoleszente“ Protokoll allmählich erwachsen wird.