Die Ethereum Foundation setzt das Ecosystem Support Program aus und nimmt strategische Anpassungen vor.

Die Ethereum Foundation gab am 29. August 2025 bekannt, dass sie die öffentlichen Förderanträge für ihr Ecosystem Support Program (ESP) aussetzt. Diese Entscheidung markiert eine bedeutende Anpassung der Förderstrategie der Ethereum Foundation und zielt darauf ab, von einer reaktiven hin zu einer proaktiven Förderung von Projekten mit hoher Wirkung überzugehen, um den schnellen Wachstum und die zunehmende Komplexität des Ethereum-Netzwerks besser zu adressieren. Laut dem neuesten offiziellen Blogbeitrag der Ethereum Foundation wird die Unterstützung bestehender Förderprojekte von dieser Aussetzung nicht betroffen sein. Vielmehr sollen Ressourcen freigesetzt, interne Prozesse optimiert und im vierten Quartal 2025 detaillierte strategische Prioritäten veröffentlicht werden. Diese Maßnahme hat in der Community breite Diskussionen ausgelöst und wird als Signal für eine effizientere und nachhaltigere Entwicklung des Ethereum-Ökosystems gesehen.

Entwicklung des Ecosystem Support Program und Gründe für die Aussetzung

Das Ecosystem Support Program entstand aus dem 2018 von der Ethereum Foundation ins Leben gerufenen Förderprogramm und hatte ursprünglich das Ziel, Open-Source-Projekte zur Förderung des Ethereum-Wachstums finanziell zu unterstützen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Programm zu einem umfassenden Unterstützungsmechanismus, der Bereiche wie Entwickler-Tools, Forschung, Community-Building und Infrastruktur abdeckt. Im Jahr 2024 vergab das Ecosystem Support Program über den öffentlichen Antragsweg fast 3 Millionen US-Dollar an 105 Projekte, darunter Entwickler-Tool Commit-Boost, Datenanalysetool BundleBear, Bildungsprojekt Web3Bridge, Zero-Knowledge-Proof-Forschung ZK Playbook sowie Community-Event Ethereum Cypherpunk Congress. Diese Förderungen trugen nicht nur zur technologischen Innovation von Ethereum bei, sondern stärkten auch den Aufbau öffentlicher Güter im Ökosystem.

Mit der Expansion des Ethereum-Ökosystems stieß das Ecosystem Support Program jedoch an Ressourcenengpässe. Die Ethereum Foundation wies in ihrer Ankündigung darauf hin, dass das Team klein sei (lean team) und die Zahl der öffentlichen Anträge stark angestiegen ist, sodass ein Großteil der Zeit und Ressourcen für die Prüfung aufgewendet werden musste, was die Fähigkeit der Foundation einschränkte, neue strategische Chancen zu erkunden. Die Aussetzung dient dazu, diesen Herausforderungen zu begegnen: Die Ethereum Foundation plant, die jährlichen Ausgaben auf unter 5 % des Ethereum-Treasury zu begrenzen und von einem „reactive model“ (reaktives Modell) zu einem „proactive model“ (proaktives Modell) überzugehen, das stärker mit den Prioritäten anderer Foundation-Teams abgestimmt ist. „Diese Veränderung gibt uns Zeit zur Umstrukturierung und ermöglicht es uns, den Fokus auf strategische Initiativen zu legen, während wir die Prioritäten anderer Foundation-Teams berücksichtigen“, so das Team des Ecosystem Support Program in der offiziellen Erklärung.

Diese Anpassung ist kein isoliertes Ereignis, sondern Teil einer umfassenden Umstrukturierung der Ethereum Foundation. Bereits im Juni 2025 nahm die Ethereum Foundation interne Strukturänderungen vor, einschließlich Entlassungen im Kernteam, um die operative Effizienz zu steigern. Zudem dementierte die Foundation kürzlich Gerüchte über einen Verkauf von 12,8 Millionen US-Dollar aus alten ICO-Wallets und unterstrich damit ihre vorsichtige Haltung beim Finanzmanagement. Diese Maßnahmen spiegeln wider, dass die Ethereum Foundation angesichts einer Marktkapitalisierung von über 500 Milliarden US-Dollar, einem DeFi-Total-Value-Locked (TVL) von 91 Milliarden US-Dollar und einer Stablecoin-Marktkapitalisierung von 148 Milliarden US-Dollar bestrebt ist, Innovation und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen.

Reaktionen der Community und fortlaufende Unterstützung

Die Reaktionen der Community auf diese Aussetzung sind vielfältig. Bestehende Förderempfänger (Grantees) erhalten weiterhin Unterstützung, einschließlich finanzieller und nicht-finanzieller Hilfe, wie Beratung, Projektfeedback und Ressourcenvermittlung über „Office Hours“. Die Ethereum Foundation betont, dass die Aussetzung nur neue öffentliche Anträge betrifft und andere Fördermöglichkeiten durch Foundation-Teams nicht beeinträchtigt werden. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) löste der offizielle Post von @EF_ESP lebhafte Diskussionen aus. Einige Entwickler begrüßten diese „Evolution“ und erwarten, dass Förderungen gezielter auf Schlüsselbereiche wie Infrastruktur und Layer-2-Interoperabilität ausgerichtet werden; andere äußerten Bedenken, dass dies den Wettbewerb um Frühphasenfinanzierung verschärfen könnte, insbesondere für Entwickler aus weniger entwickelten Regionen.

Diskussionen auf X zeigen insgesamt eine optimistische Grundhaltung in der Community. Accounts wie @cryptonews und @ethdaily teilten die Ankündigung und betonten, dass dies „das Wachstum von Ethereum besser unterstützen“ werde. Nutzer wie @memesmetax wiesen darauf hin, dass damit von der „Prüfung jedes Antrags“ auf ein „zielgerichtetes Modell“ umgestellt werde, das vorrangig die Schwachstellen des Ökosystems adressiert. Es gibt jedoch auch breitere Kritik, etwa von @phil_uplc, der die Ausrichtung der Führung der Ethereum Foundation infrage stellt – diese Stimmen richten sich jedoch eher gegen das Gesamtökosystem als gegen das spezifische Ecosystem Support Program. Insgesamt reagierte der Markt gelassen: Der Preis von Ethereum (ETH) blieb nach der Ankündigung stabil bei etwa 4.390 US-Dollar, die Marktkapitalisierung lag bei rund 530 Milliarden US-Dollar.

Strategische Auswirkungen und Marktausblick

Diese Transformation steht im Einklang mit globalen Blockchain-Trends. Das Forschungsteam von CoinCu analysierte, dass Stiftungen wie Tezos und Polkadot durch strategische Umstrukturierungen ihre Förder-Effizienz steigerten und Innovationen im Ökosystem vorantrieben. Die Anpassungen der Ethereum Foundation könnten weitere innovative Partnerschaften hervorbringen, insbesondere in den Bereichen DeFi, Layer-2-Anwendungen und Infrastruktur, und werden voraussichtlich einen erheblichen Einfluss auf das langfristige Wachstum von Ethereum haben. Analysten erwarten, dass das neue Modell selektivere Förderungen nach dem Vorbild langfristiger Allokationsrahmen vorsieht und strukturelle Defizite gezielt adressiert. Kurzfristig können Entwickler auf Gitcoin-Runden, DAO-Förderungen oder Entwicklerkollektive als Alternativen zurückgreifen.

Marktdaten zeigen die Widerstandsfähigkeit von Ethereum. Trotz eines Nettoabflusses von 37,5 Millionen US-Dollar (entspricht 102.000 ETH) beim ETH ETF von BlackRock im August bleibt die Gesamtnachfrage stark, wobei Institutionen wie BlackRock wöchentlich ETH im Gegenwert von 52 Tagen Emission absorbieren. Die strategische Aussetzung der Ethereum Foundation wird als positives Signal zur Ressourcenoptimierung und Senkung der „burn rate“ (Verbrauchsrate) gewertet und hilft Ethereum, seine Führungsposition in einem wettbewerbsintensiven Umfeld zu behaupten.

Nachhaltiges Wachstum des Ethereum-Ökosystems

Die strategische Aussetzung der Ethereum Foundation ist nicht nur ein Upgrade des Fördermodells, sondern ein Meilenstein auf dem Weg zur Reifung des gesamten Ethereum-Ökosystems. Sie wird mehr Projekte mit hoher Wirkung aktivieren und Innovationen von Entwickler-Tools bis hin zu offenen Standards vorantreiben. Die für das vierte Quartal 2025 erwartete Ankündigung neuer Prioritäten wird voraussichtlich den Fokus auf Netzwerkskalierbarkeit, Interoperabilität und Community-Ressourcen legen. „Unser Engagement für die Unterstützung des Ethereum-Ökosystems und seiner öffentlichen Güter bleibt unverändert“, bekräftigt das Team des Ecosystem Support Program der Ethereum Foundation. Im globalen Web3-Trend wird diese Anpassung Ethereum helfen, seine Führungsrolle als DeFi- und Smart-Contract-Plattform zu festigen und eine dynamischere Entwicklungsphase einzuleiten.