Fed: Zinssenkung im September möglich

Am 22. August berichteten CNBC/Bloomberg/WSJ, dass der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, am Freitag einen vorsichtigen Hinweis auf mögliche Zinssenkungen in der Zukunft gab. Er betonte, dass die hohe Unsicherheit die Arbeit der Geldpolitiker erschwere.

Auf der jährlichen Fed-Konferenz in Jackson Hole, Wyoming, hielt der Zentralbankchef eine mit Spannung erwartete Rede. In seinem vorbereiteten Manuskript sprach er von einer „umfassenden Veränderung“ bei Steuer-, Handels- und Einwanderungspolitik. Infolgedessen „scheint sich das Risiko-Gleichgewicht zwischen den beiden Zielen der Fed – Vollbeschäftigung und Preisstabilität – zu verschieben“.

Obwohl er betonte, dass der Arbeitsmarkt weiterhin robust sei und die Wirtschaft „Widerstandsfähigkeit“ zeige, erklärte er, dass die Abwärtsrisiken zunähmen. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass Zölle das Risiko einer erneuten Inflation erhöhen – die Fed müsse eine Stagflation vermeiden.

Powell erklärte, dass der Leitzins der Fed heute um einen ganzen Prozentpunkt niedriger sei als bei seiner Grundsatzrede vor einem Jahr und die Arbeitslosenquote weiterhin sehr niedrig sei. „Wir können daher vorsichtig über eine Änderung der geldpolitischen Ausrichtung nachdenken.“

Er fügte hinzu: „Dennoch könnte angesichts der restriktiven Politik, der grundlegenden Aussichten und des sich verändernden Risiko-Gleichgewichts eine Anpassung unserer Politik erforderlich sein.“

Dies war Powells einzige Aussage in seiner Rede, die einer Unterstützung für Zinssenkungen nahekam. An der Wall Street wird allgemein erwartet, dass das Federal Open Market Committee auf seiner nächsten Sitzung am 16. und 17. September die Zinsen senken wird.

Diese Äußerungen reichten jedoch aus, um die Aktienmärkte in die Höhe zu treiben und die Renditen von US-Staatsanleihen einbrechen zu lassen. Nach der Veröffentlichung von Powells Rede stieg der Dow Jones Industrial Average um mehr als 600 Punkte, während die renditeempfindlichen zweijährigen US-Staatsanleihen um 0,08 Prozentpunkte auf etwa 3,71 % fielen.

Abgesehen von den Markterwartungen übte US-Präsident Donald Trump öffentlich scharfe Kritik an Powell und seinen Kollegen und forderte die Fed zu deutlichen Zinssenkungen auf.

Seit Dezember letzten Jahres hält die Fed den Leitzins in einer Spanne von 4,25 % bis 4,5 %. Die Entscheidungsträger bleiben vorsichtig und verweisen auf die unsicheren Auswirkungen der Zölle auf die Inflation. Sie sind der Ansicht, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage und die leicht restriktive Politik Zeit für weitere Entscheidungen bieten.

Die Bedeutung der Unabhängigkeit der Fed

Obwohl Powell nicht direkt auf die Forderung des Weißen Hauses nach Zinssenkungen einging, betonte er doch die Bedeutung der Unabhängigkeit der Fed.

„Die Mitglieder des Federal Open Market Committee werden ihre Entscheidungen ausschließlich auf Grundlage ihrer Bewertung der Daten und deren Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Aussichten und das Risiko-Gleichgewicht treffen. Wir werden niemals von diesem Grundsatz abweichen“, sagte er.

Diese Rede fand zu einem Zeitpunkt statt, als das Weiße Haus weiterhin mit seinen globalen Handelspartnern verhandelte – Verhandlungen, deren Ausgang oft unvorhersehbar ist. Jüngste Indikatoren zeigen, dass die Verbraucherpreise allmählich steigen, die Großhandelskosten jedoch noch schneller zulegen.

Die Trump-Regierung ist der Ansicht, dass Zölle keine anhaltende Inflation verursachen und daher Zinssenkungen notwendig sind. Powells Haltung in seiner Rede war, dass eine Reihe von Ergebnissen möglich sei. Ein „vernünftiges Basisszenario“ sei, dass die Auswirkungen der Zölle „vorübergehend – eine einmalige Veränderung des Preisniveaus“ seien, was möglicherweise keinen Grund für anhaltend hohe Zinsen darstelle. Er betonte jedoch, dass derzeit noch alles unsicher sei.

Powell sagte: „Es wird Zeit brauchen, bis sich die höheren Zölle in den Lieferketten und Vertriebsnetzen auswirken. Darüber hinaus ändern sich die Zolltarife ständig, was den Anpassungsprozess verlängern könnte.“

Neben der Zusammenfassung der aktuellen Lage und möglicher Ergebnisse sprach die Rede auch die fünfjährige Überprüfung des geldpolitischen Rahmens der Fed an. Im Vergleich zur letzten Überprüfung im Jahr 2020 gab es einige signifikante Veränderungen.

Damals, während der COVID-19-Pandemie, wechselte die Fed zu einem „flexiblen durchschnittlichen Inflationsziel“, das es tatsächlich erlaubte, dass die Inflationsrate nach längerer Zeit unter 2 % auch über das von der Fed gesetzte Ziel von 2 % steigen konnte. Das bedeutete, dass die Entscheidungsträger geduldig abwarten konnten, wenn ein leichter Anstieg der Inflation eine umfassendere Erholung des Arbeitsmarktes bedeutete.

Kurz nach Einführung dieser Strategie begann die Inflation jedoch zu steigen und erreichte schließlich den höchsten Stand seit 40 Jahren. Die Entscheidungsträger gingen damals überwiegend davon aus, dass dieser Anstieg „vorübergehend“ sei und keine Zinserhöhung erfordere. Powell wies auf die zerstörerischen Auswirkungen der Inflation und die daraus gezogenen Lehren hin.

„Es hat sich gezeigt, dass die Idee, die Inflation absichtlich und moderat zu überschießen, irrelevant ist. Wie ich 2021 öffentlich eingeräumt habe, war die Inflation, die wenige Monate nach der Änderung der Konsenserklärung 2020 auftrat, weder beabsichtigt noch moderat“, sagte Powell. „Die letzten fünf Jahre haben uns schmerzlich daran erinnert, wie schwierig hohe Inflation ist – insbesondere für diejenigen, die sich die höheren Kosten für lebensnotwendige Güter am wenigsten leisten können.“

Darüber hinaus bekräftigte die Fed in dieser Überprüfung ihr Bekenntnis zum Inflationsziel von 2 %. Dies wurde von verschiedenen Seiten kritisiert – einige meinen, die Zinsen seien zu hoch und könnten den Dollar abwerten, andere fordern flexiblere Maßnahmen der Fed.

Powell sagte: „Wir sind überzeugt, dass unser Bekenntnis zu diesem Ziel ein entscheidender Faktor für die Stabilisierung der langfristigen Inflationserwartungen ist.“

Im Folgenden eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus Powells Rede beim Economic Symposium der Kansas City Fed:

1. Powell ließ auf der Fed-Sitzung am 16. und 17. September Raum für Zinssenkungen und sagte: „Die grundlegenden Aussichten und das sich verändernde Risiko-Gleichgewicht könnten eine Anpassung unserer Politik erfordern.“

2. Der Fed-Vorsitzende sagte außerdem: „Die Stabilität der Arbeitslosenquote und anderer Arbeitsmarktindikatoren ermöglicht es uns, bei der Überlegung einer Änderung der Politik vorsichtig zu sein.“

3. Zum Arbeitsmarkt sagte Powell: Obwohl „er ausgeglichen erscheint, ist dieses Gleichgewicht seltsam und resultiert aus einer deutlichen Abschwächung sowohl des Arbeitsangebots als auch der -nachfrage. Diese Anomalie deutet darauf hin, dass die Abwärtsrisiken für Beschäftigung zunehmen.“

4. Powell sagte: „Das vernünftige Basisszenario ist, dass Zölle zu einem einmaligen Anstieg des Preisniveaus führen, aber diese Auswirkungen brauchen Zeit, um sich vollständig in der Wirtschaft zu zeigen.“

5. Powell sagte: „Kurzfristig sind die Inflationsrisiken nach oben gerichtet, die Beschäftigungsrisiken nach unten – das ist eine herausfordernde Situation.“

6. Powell sagte, die Fed habe einen neuen Rahmen eingeführt, der die Forderung nach einem langfristigen durchschnittlichen Inflationsziel von 2 % sowie die Orientierung an der maximalen Lücke bei Beschäftigungsentscheidungen aufhebt.

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